Wieder im SWC mit S.T. geplaudert, wieder sehr anregend, hier wieder Links und Hinweise.
Ich habe nun das bewegende und wunderbare Buch „Gott wohnt im Wedding“ von Regina Scheer zu Ende gelesen. Ich hatte es mir nach einer Lesung von ihr im Keller-Club Darmstadt am 19. September 2019 gekauft, weil es mich sehr berührt hat. Auf dem Blog „Irgendwie Jüdisch“ fand ich diese begeisterte Rezension, die ich so direkt „unterschreiben“ würde. Hier ein kurzer Auszug aus der Buchempfehlung von Juna Grossmann: „Regina Scheer ist bekannt durch Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte. Sie beherrscht ihr Metier, wie auch „Machandel“ ist dieses Buch wohl recherchiert und lässt lernen, ohne ein Gefühl eines Lehrbuches zu vermitteln. Geradezu nebenher passieren die Dinge, die wir sonst in Zahlen und Jahren aus Lehrbüchern kennen, die dort steril erscheinen. Es ist nicht beladen mit Pomp oder dem vermeintlichen Glamour der Kutschner Romane. Gott wohnt im Wedding stellt auch Fragen. Fragen nach dem Umgang mit Geschichte, Fragen nach der oft viel zu späten Erinnerungskultur, auf die wir uns so viel einbilden.“ Quelle: „Buchbetrachtung: Gott wohnt im Wedding von Regina Scheer„
Zum Stichwort „Jüdisches Leben“ eben in der TAZ diesen Bericht von Steffi Unsleber gefunden: „Antisemitismus in Sachsen – Der Baum des Gedenkens. 1991 wurde in Zittau ein Baum gepflanzt – als Zeichen der Hoffnung und der Versöhnung. Doch selbst heute ist er nicht vor Antisemiten sicher.“ Daraus dieses Zitat: „Es fühlt sich an, als würde das halbe Land verschlafen, wie wir unsere Geschichte wiederholen. Frei nach dem Narrativ ,Wir haben doch nichts gewusst‘. Aber diese kollektive Ausrede funktioniert 2019 nicht mehr. Nicht mit den sozialen Medien, die uns fast in Echtzeit informieren. Wir wissen, dass der Baum von Enver Şimşek abgesägt wurde. Auch wenn er ersetzt wird, löst das unser Problem nicht.“ Autorin: Steffi Unsleber, Quelle: TAZ
Gestern Abend war ich auf der 43. Weiterstädter Filmfest-Nachlese in der Centralstation Darmstadt, weil ich Waref Abu Qubas Film „4 Acts for Syria„ sehen wollte. Der Film hat mich sehr berührt und war ein Highlight unter einigen tollen Filmen und viel Schenkelklopfer-Humor. Wenn ich auf C.M. hören würde, der sagt: „Don’t put shit in your brain“ wäre ich nach Warefs Film gegangen. So habe ich doch noch einige Perlen gesehen: „Mind my Mind“ von Floor Adams Curious Wolf Animation Productions (sehr schöner Firmenname) war eine davon, wunderschön animiert und herzergreifend erzählt, eine schöne Geschichte über Liebe und soziale Kommunikation. Von Hass und Rassimus handelt der bemerkenswerte und brutale Kurzfillm „Skin„ des israelische Regisseurs Guy Nattiv, (von ihm ist auch das Drehbuch für den in diesem Jahr erschienen Langfilm „Skin“)
„Nach Halle: Hinsehen! Gedenkstätten sind nicht nur für Schulklassen. Auseinandersetzung mit den Verbrechen an Jüdinnen und Juden tut weh, ist aber unumgänglich.“ Sehr ergreifender Bericht von Susan Barth bei bento über Gedenkstätten: „Haben wir nicht langsam mal genug darüber gesprochen?“, höre ich manchmal Menschen genervt sagen, wenn es um den Holocaust geht. Nein, das haben wir nicht. Seht es euch noch einmal an. Alles. Und dann muss es doch offensichtlich sein, dass wir über Unaussprechliches niemals aufhören können zu sprechen.“
„Die Reaktion auf Halle muss selbstverständlich mehr sein als Betroffenheit. Sie braucht konkrete Vorstellungen davon, was sich verändern muss, damit sich so etwas nicht wiederholt. Das manifestiert sich auch in einer Einsicht, die unter ostdeutschen Juden und Jüdinnen vielleicht verbreiteter gewesen ist als unter westdeutschen: Dass es nach der Shoah nicht genügt, ein paar Sicherheitskameras und dicke Türen bereitzustellen, damit die Dinge sich nicht wiederholen. Sondern, dass es einer anderen Gesellschaft bedarf.“ Aus einem Gastbeitrag von Max Czollek auf Spiegel-Online
„Wie das Netz den Faschismus befeuert. Das Internet ist gefährlich. Dann, wenn es als Radikalisierungmaschine wirkt. Das Fundament dafür liefert die Gesellschaft – im Fall Halle durch die Allgegenwart des Antisemitismus, rechts wie links.“ Kolumne von Sascha Lobo bei Spiegel Online.
Und als Nachtrag noch der Link zu einem Artikel von Lalon Sander in der TAZ vom 15. Januar 2019: „Rechte Gewalt, Notwehr und Nothilfe. Danke, Antifa. Wer im Kampf gegen Rechts die Parole „Keine Gewalt“ zitiert, lässt Neonazi-Opfer im Stich. Die Gewalt, die sie erfahren, wird so nicht verhindert.“
Und weil´s so schön ist, noch ein Lied von der wunderbaren Chrissie Hynde: