Seit 9 Monaten keinen Alkohol mehr getrunken – Fühle mich wie neugeboren

Letztes Jahr zum Geburtstag noch diese witzige Karte bekommen. Nun hab ich das schöne Gedicht „Folgen der Trunksucht“ von Robert Gernhardt wieder angefangen, auswendig zu lernen: „Seht ihn an, den Schreiner, trinkt er, wird er kleiner.“ Hier das ganze Gedicht:

Folgen der Trunksucht

von Robert Gernhardt

Seht ihn an, den Texter.
Trinkt er nicht, dann wächst er.
Mißt nur einen halben Meter –
weshalb, das erklär ich später.

Seht ihn an, den Schreiner.
Trinkt er, wird er kleiner.
Schaut, wie flink und frettchenhaft
er an seinem Brettchen schafft.

Seht ihn an, den Hummer.
Trinkt er, wird er dummer.
Hört, wie er durchs Nordmeer keift,
ob ihm wer die Scheren schleift.

Seht sie an, die Meise.
Trinkt sie, baut sie Scheiße.
Da! Grad rauscht ihr drittes Ei
wieder voll am Nest vorbei.

Seht ihn an, den Dichter.
Trinkt er, wird er schlichter.
Ach, schon fällt ihm gar kein Reim
auf das Reimwort „Reim“ mehr eim.

Voller Hochachtung abgetippt von Sebastian Meyer

In einem Interview mit Martin Ross sagte Robert Gernhardt: „Lyrik ist lebenssteigernd. Sie ist nicht muffig, trüb und erklärungsbedürftig,wie viele annehmen. Es gibt sehr viel Helles und Schnelles in der Welt der Lyrik. Was gibt es Schöneres, als gute Worte zu lesen oder zu hören, die große Menschen in ihren Sternstunden gefunden und aufgeschrieben haben? Die zu lesen und zu memorieren bedeutet, dieses Lebensgefühl zu teilen. Gedichte
beschleunigen außerdem das eigene Lebensgefühl, weil sie so kompakt sind.“

Das ganze Gespräch „Mein Sechser im Lotto war Otto“ auf der Website Karriere.de