Bei Spiegel-Online einen spannenden Artikel über eine neue Erziehungsstudie gefunden, hier einige Zitate daraus :
Gute Erziehung ist nicht zwangsläufig eine Geldfrage: Das belegt eine neue Studie zur Lebenssituation von Kindern in Deutschland. Ob die Kleinen glücklich sind, hängt weder vom Einkommen der Eltern noch von persönlichen Freiheiten ab – sondern von den Grenzen, die man ihnen setzt.
Im Auftrag der Kinderhilfsorganisation World Vision Deutschland haben der Jugendforscher Klaus Hurrelmann und die Kindheitsforscherin Sabine Andresen gemeinsam mit TNS Infratest Sozialforschung 2500 Kinder von sechs bis elf Jahren in Deutschland über ihre Lebenssituation befragt.
Kinder wollen Grenzen – und brauchen sie auch
„Eine kleine Gruppe fühlt sich abgekoppelt und ausgegrenzt“, sagt Sozialwissenschaftler Hurrelmann. „Es fehlt ihnen an Zutrauen, an Anregungen und an gezielter Förderung. In der Konsequenz ist der Alltag der Kinder einseitig auf Fernsehen oder sonstigen Medienkonsum ausgerichtet.“
Denn wie Kinder ihre Freizeit verbringen, schlägt sich in ihren schulischen Leistungen nieder.
„Kinder, die berichten, dass ihre Eltern die Hausaufgaben beaufsichtigen sind damit zufriedener als diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist.“
„Sozialschwache Familien geben anteilsmäßig viel mehr Geld für Spielekonsolen aus als Familien, die mehr Einkommen zur Verfügung haben“
„Computerspiele schließen den Bildungshorizont bei Kindern mehr als dass sie ihn öffnen.“
„Es ist die Frage, welche Aktion macht ein Kind empfänglich für seine Umwelt und das Geschehen um sich herum. Und bei welchen Aktivitäten kreist ein Kind nur um sich.“
Die Kinder, die eine Halbtagsschule besuchen und in ihrer Freizeit viele elektronische Medien nutzen, sind zugleich in vielen Fällen damit unzufrieden. Möglichst wenig Kontrolle bedeutet also keineswegs eine größere Zufriedenheit der Kinder.
Kinder wollen präsente Eltern – das heißt nicht, dass sie immer da sein müssen
Die Mädchen und Jungen, die intensiv Medien nutzen, berichten deutlich häufiger über konkrete Armutserfahrungen und bescheinigen ihren Eltern häufiger ein Zuwendungsdefizit als andere Kinder. 28 Prozent der Mädchen und Jungen aus der untersten Herkunftsschicht berichten, regelmäßig mehr als zwei Stunden am Tag fern zusehen. Dies trifft nur auf 6 Prozent der Kinder aus gehobenen Schichten zu.
Doch das allein ist nicht schlimm: Es geht nicht darum, möglichst viel Zeit mit den Kindern zu haben, sondern die zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich zu nutzen. „Die Kinder finden das überhaupt nicht problematisch. Sie wollen zuverlässige Zuwendung. Das kann wenig Zeit sein, aber sie muss berechenbar sein.“ Erwerbstätigkeit und Zuwendung sind also kein Widerspruch.
„Eltern sein heißt nicht, dass man sich nur um die Kinder drehen muss“, erläutert Hurrelmann die Ergebnisse. „Die von uns befragten Mädchen und Jungen wollen starke Eltern, die ein eigenes Leben haben, Geld verdienen, für die Familie sorgen – und die sich vor allem kümmern.“
Kinder wollen mitbestimmen, aber nicht alleine bestimmen.
Quelle: Spiegel-Online
Website zur Studie. Die Studie wurde als Fischer Taschenbuch unter dem Titel „Kinder in Deutschland 2010“ veröffentlicht.
World Vision Deutschland e.V. ist ein christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Katastrophenhilfe und entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit.
Ein Gedanke zu „Kinder wollen präsente Eltern – das heißt nicht, dass sie immer da sein müssen“
Guter Artikel!
Übergangsweise hatte ich 2 Teilzeitjobs, da war ich für meine Kinder zu viel weg.
Wenn ich aber vor dem Computer sitze und meine Geschichten für Leseanfänger (Mara und Timo) schreibe, dann bin ich ja zuhause und sie sind zufrieden.
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